22/01/2025 0 Kommentare
Unser Schaukasten zur Jahreslosung 2025
Unser Schaukasten zur Jahreslosung 2025
# Schaukasten
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Unser Schaukasten zur Jahreslosung 2025
Der Schaukasten zeigt mit Abstand das netteste Plakat zur Illustration der Jahreslosung für 2025 "Prüft alles und behaltet das Gute!". Der kleine Junge, der mit einer Lupe in der Hand bäuchlings auf dem Rasen liegt und die Grashalme studiert. Das ist sehr humorvoll – und ein gutes Gegengewicht zur Jahreslosung, die doch für meinen Geschmack etwas bevormundend daherkommt. Die Wahl der Losung erfolgte aus 32 Vorschlägen, die von 23 Mitgliedsorganisationen der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft eingereicht worden waren. Und alle wussten, dass im Jahre 2025 gewählt wird, auch wenn die dramatischen Umstände und die vorgezogenen Wahl nicht vorhersehbar waren. Ein Schelm, der Böses dabei denkt?
Prüft alles und behaltet das Gute, kommt zudem wie ein Allgemeinplatz daher, es scheint auf alles und jedes zu passen. Deshalb ist der Zusammenhang interessant. Im letzten Kapitel des 1. Briefes des Apostels Paulus an die Gemeinde im heutigen Thessaloniki ca im Jahre 51 nach Chr. heißt es direkt davor: Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht!
Der »Prüfauftrag« gilt also ganz konkret der prophetischen Rede und den Gaben des Heiligen Geistes. Darum gab es in vielen jungen Gemeinden Auseinander-setzungen, weil manche doch sehr enthusiastisch oder geistverklärt auftraten und damit die anderen irritierten. Paulus kommt es darauf an, im Blick auf die Wahrnehmung und Wertschätzung der Geistesgaben hinreichend großzügig zu sein und sich nicht auf bestimmte konventionelle Formen zu beschränken. Er appelliert, Verstand und Herz zugleich neugierig und offen mit einzuschalten. Was kann uns das heute für unser Glaubensleben und unsere Kirche sagen?
Vielleicht, dass wir offener sein sollen mit den vielfältigen Angeboten und Ausdrucksmöglichkeiten: An Online-Gottesdienste und Streaming-Angebote haben wir uns ja schon gewöhnt. Auch Gottesdienste im Wald oder Taufen im Heiligensee gehören inzwischen zur – von manchem immer noch argwöhnisch betrachteten Gemeindepraxis. Motorradgottesdienste oder Babyshower-Segen haben viele Gemeinden heute im „Angebot“. Auch kirchliche Beisetzungen finden im Friedwald oder auf einem Waldfriedhof, z.B. in Stahnsdorf statt, Abendgottesdienste mit gemeinsamen Essen in Anlehnung an das Tischabendmahl, das zumindest am Gründonnerstag üblich geworden ist. Die Liste lässt sich fortsetzen.
Und wir sind von Paulus aufgefordert: Prüft wirklich alles! Nehmt alles in den Augenschein. Alles, was in der Kirche und an ihren kreativen Rändern unterwegs ist und gemacht wird. Es gibt nicht nur das Prüfen aus einer Haltung des argwöhnischen Kontrollierens heraus. Es gibt auch ein Prüfen aus unbändiger Neugier aufs Leben heraus, einer Neugier, die hinter die Fassade schaut und Verborgenem auf der Spur ist, einer Neugier, die daran glaubt, dass auch in schwierigen Lebens- und Gemeindekonstellationen immer noch etwas geht. Wir müssen auf die Menschen zugehen, wir müssen das Christentum zu ihnen bringen, sie auf unterschiedliche Weise ansprechen. Die Welt wandelt sich so schnell, da muss die Kirche dabei sein. So gesehen geht es um ein geistreiches Prüfen, um ein Prüfen, das sich im mutigen Experiment austobt, ins Risiko geht, um Neues herauszufinden. Alles prüfend der Planbarkeit fröhlich den Laufpass geben, zum neugierigen Glaubensdraufgänger werden, einfach mal ausprobieren, was gut sein kann, gut tun kann und überraschend gut gehen kann. Darauf kommt es an. Was aus dem Alltäglichen und Gewohnten ausbricht, hat es verdient, auf die Probe gestellt und nicht argwöhnisch beäugt zu werden.
Fragen Sie sich, wie das gehen kann? Paulus gibt einen entscheidenden Hinweis. Es heißt ja nicht, prüfe Du allein, sondern prüft gemeinsam. Es geht darum, gemeinsam geistreich zu werden, nicht gleich alles totzureden. Lest zwischen den Zeilen der verrückten Ideen, prüft sie und geht, wenn sie Euch mitreißen, ins Risiko, auf dass Neues entsteht.
Jesus hat es uns vorgemacht. Er ging mit seinen Leuten hinaus auf die Straßen und Plätze mit Lust am Lebensexperiment, mit Lust am überraschenden Wort. Er hat sich nicht mit dem zufrieden gegeben, was war und dabei alles riskiert. Gerade in dieser Neugier, so glaubte auch Paulus, habe sich Gott gezeigt. Worauf warten wir noch? Prüft alles – … Gott verspricht uns, dass sich Gutes zeigt, dass er sich darin selber zeigt.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Gutes für das Neue Jahr
Für das Schaukastenteam
Maren Topf-Schleuning
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