Unser Schaukasten im Advent 2024

Unser Schaukasten im Advent 2024

Unser Schaukasten im Advent 2024

# Schaukasten

Unser Schaukasten im Advent 2024

Auch wer nur einen flüchtigen Blick auf den diesjährigen Advents-Schaukasten wirft, erkennt sie sofort: Maria, mit deutlich gerundetem Bauch und vor allem dem blauen Umhang, der in Ikonographie und Kunstgeschichte ihr Erkennungszeichen geworden ist. Diese Farbe war besonders teuer und edel und ist zugleich die Farbe des Himmels, symbolisiert Freiheit und Sehnsucht. Daneben steht auf Pergament:

Maria singt…..Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern  und lässt die Reichen leer ausgehen….Lk 1,52-53 

Das ist ein Auszug aus dem Lobgesang Marias, nach dem ersten Wort des lateinischen Texts auch Magnificat genannt. Magnificat anima mea dominum - Meine Seele  erhebt den Herrn. Sie preist den Herrn, weil er sie, die unbedeutende Frau aus einfachstenVerhältnissen, auserkoren hat, den Messias zur Welt zu bringen, den zukünftigen Herrn der Welt. Und dann kommt „das revolutionärste Adventslied, das je gesungen wurde“ (Dietrich Bonhoeffer):

Er übt Gewalt mit seinem Arm                                                                                und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.

Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.

Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.

Es verwundert nicht, dass uns die Idee zu diesem Schaukasten am Tag der Wahl Trumps zum US-Präsidenten und dem Ende der Ampelkoalition gekommen ist.

So viel Wut liegt in diesem Text und zugleich so viel Hoffnung. Gott soll das Unrecht aus der Welt schaffen, die Verhältnisse umkehren, die Welt auf den Kopf stellen. Und er soll es nicht nur: Er wird es! Da ist sich Maria ganz sicher, nachdem er sie, die einfache Frau aus dem Volk, zur Mutter des Heilandes gemacht hat. Das ist erst der Anfang von Gottes barmherzigem Wirken.

Das Magnificat. Lk 1, 47-55 ist Teil der Weihnachtsgeschichte. Ausgerechnet der Evangelist Lukas, der die so heimelig-traditionelle Weihnachtsgeschichte berichtet, soll ein Sozialrevolutionär sein? Ja, ist er. Die Geschichte ist auch gar nicht so heimelig, wie wir sie heute empfinden, wenn wir sie in unseren warmen Wohnstuben oder gutgeheizten Kirchen hören. Maria musste ja ihr Kind unterwegs gebären, beinahe auf der Straße, dann gerade noch in einem kalten Stall, wahrscheinlich einer Felsenhöhle, die damals als Unterstand für das Vieh diente. Im Winter wird es auch im Heiligen Land empfindlich kalt. Und gleich danach mussten Maria und Josef mit dem Neugeborenen nach Ägypten fliehen. Heimelig ist das nicht gerade.  Beim Evangelisten Lukas, der als einziger über Geburt, Kindheit und Jugend von Jesus berichtet, spielt Maria folgerichtig eine wichtige Rolle. Und Lukas betont nicht nur im Magnificat die von Gott gewollte Umkehrung der Verhältnisse: Der arme Lazarus liegt in Gottes Schoß und der Reiche schmort in der Hölle; auch das ist eine Geschichte, die so nur bei Lukas zu finden ist. Und den Seligpreisungen stellt er in seiner Feldrede (Lk 6, 20-26), der Entsprechung zu Matthäus‘ Bergpredigt, die Weherufe zur Seite: Selig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist euer./Weh euch Reichen, denn ihr habt euren Trost schon gehabt. Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr sollt satt werden./Weh Euch, die ihr jetzt satt seid, denn ihr werdet hungern.

Folgerichtig ist das Magnificat ein sehr wichtiger Text für die Befreiungstheologie in Lateinamerika geworden. Denn Gott will Recht schaffen nicht nur in der Zukunft, in der Vollendung der Welt, sondern auch schon jetzt und hier. „Gott ist der Revolutionär, er wirbelt immer wieder alles durcheinander, und das Wechselspiel der Geschichte, das wir zu allen Zeiten beobachten, ist sein Werk“ (Helmut Gollwitzer). Und wir sind seine Werkzeuge.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine revolutionäre Adventszeit!      

Für das Schaukastenteam                                 
Maren Topf-Schleuning 

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