Unser Schaukasten zu Ostern

Unser Schaukasten zu Ostern

Unser Schaukasten zu Ostern

# Schaukasten

Unser Schaukasten zu Ostern

Der auf dem Boden ausgebreitete Reisig erinnert noch an den vorigen, den Passionsschaukasten mit den starken, eigentlich unerträglichen Bildern von Otto Dix: Gottes Sohn am riesigen Kreuz hängend, leidend, uns anklagend anblickend. Das konnte man kaum ansehen, geschweige denn darüber schreiben. Jedes Wort hätte die Kraft dieser Bilder kleiner gemacht, verniedlicht.

Zum Osterkasten finde ich meine Sprache wieder:

Eine große viereckige Platte mit einem hellgrünen Rasenfoto hängt in der Mitte des Schaukastens, das Kreuz ist noch angedeutet durch zwei senkrechte und zwei waagerechte bunte Stäbe, die aus dem Grün herausragen und die Mitte freilassen. Das Leiden ist vorbei, helle Frühlingsfarben dominieren: Ostern ist da.

Auch im Text, der in großen weißen Lettern auf der Scheibe steht, klingt die Osterbotschaft an:

Ich lebe und ihr sollt auch leben. Johannes 14,19

Aus den Abschiedsreden Jesu stammt dieser Satz, im Johannes-evangelium, Kapitel 13,31 bis 16,33. Er ist mit seinen Jüngern in Jerusalem angekommen und nach dem letzten gemeinsamen Mahl, also am Gründonnerstag, unterweist er sie ein letztes Mal ausführlich in seiner Lehre und wird dabei deutlicher denn je. Jesus weiß schon, dass ihm der Tod bestimmt ist, er zum Vater zurückgehen wird, wie er es ausdrückt. So beginnt der Vers 14,19:

Es ist noch um ein kleines, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe und ihr sollt auch leben.

Die Jünger verstehen nicht, was Jesus meint. Jesus blickt schon über den Karfreitag hinaus. Er spricht davon, dass durch seinen Tod Gott verherrlicht wird und somit auch er selbst, er spricht von seiner Auferstehung:

Wo ich hingehe, da könnt Ihr nicht hinkommen, (13;32,33) aber ich will Euch die Stätte bereiten im Hause meines Vaters (14;2.3). Und wenn ich hingehe, Euch die Stätte zu bereiten, so will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid wo ich bin.

Das ist ein Versprechen, das über den menschlichen Tod hinaus weist: über den Tod hinaus sind wir geborgen bei Gott, in seinem Hause.
Aber das „Ewige Leben“ hat in den Abschiedsreden des Johannesevangeliums noch eine weitere
Bedeutung:

Das aber ist das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den, den du gesandt hast, JesusChristus, erkennen (17,3).

Jesus bittet für die ihm nachgefolgt sind: (17,11) Ich bin nicht mehr in der Welt. Ich komme zu dir. Sie aber sind in der Welt. Vater erhalte sie in deinem Namen, d.h. im Glauben und damit im wahren, im richtigen, im ewigen Leben. Wer im Glauben an Christus bleibt und lebt, der hat das ewige Leben, so heißt es immer wieder im Neuen Testament. Dieses ewige Leben ist ein Versprechen für das Diesseits, nicht für das Jenseits.

Und der Satz „Ich lebe und ihr sollt auch leben“, der so voller Gewissheit, voller Zuversicht und voller Mut ist, weist drittens schon auf das Pfingstfest. Denn direkt davor heißt es in Vers 16 ff:

Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.
Es ist noch um ein kleines, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe und ihr sollt auch leben. (Vers 19)

Jesus geht von dieser Welt und kehrt doch zurück, kurz nur für seine Jünger sichtbar, aber dann in seiner Geistkraft. In Gottes Geistkraft oder im Heiligen Geist, wie wir heute sagen, die nicht
sterben kann, die nicht sterblich, sondern unsterblich ist, solange wir sie in uns wachhalten. So bleibt er bei uns und ganz tief in uns, als Tröster, der uns nicht verlässt.

Obwohl er von seinem Tode spricht, spricht Jesus von seinem Leben, von einem Leben, das durch den Tod nicht einfach beendet wird, von einem Leben, das durch den Tod zu einem ewigen Leben wird, zu einem Leben im Geist, zu einem Leben im Geist der Wahrheit.

Denn „der Geist“, der „Geist der Wahrheit“ – das ist der andere Name jenes Trösters dessen Kommen Jesus seine Jüngern verspricht:
Es gibt eine Gegenwart des Geistes, eine Geistesgegenwart, die den Tod überwindet.
Diese drei Aspekte sind in dem Satz: „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ und in Jesu Abschiedsreden im Johannesevangelium enthalten. Das Johannesevangelium wurde ja erst etwa 100 Jahre nach Jesu Tod geschrieben. Und in diesen Abschiedsreden (Kap 13 -16 ) findet sich gewissermaßen die Quintessenz des christlichen Glaubens wieder:

  • Gottvater, von dem wir kommen und zu dem wir gehen;
  • Jesus Christus, dem Mensch gewordenen Sohn, dem wir im diesseitigen Leben nachzufolgen versuchen und der bei Gott für uns bittet, der unser Mittler bei Gott ist;
  • der Heilige Geist, der uns stärkt und tröstet, im Leben wie im Sterben.

Diese drei Aspekte sind vielfach ineinander verwoben und mitein-ander verbunden – das nennen wir die Dreifaltigkeit oder den Dreieinigen Gott.
So ist die Ostergeschichte eigentlich erst an Pfingsten wirklich vollendet.

Maren Topf-Schleuning

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