Der aktuelle Schaukasten: Flüchtlinge und Einwanderer

Der aktuelle Schaukasten: Flüchtlinge und Einwanderer

Der aktuelle Schaukasten: Flüchtlinge und Einwanderer

# Schaukasten

Der aktuelle Schaukasten: Flüchtlinge und Einwanderer

Starke einprägsame Fotos im neuen Schaukasten: 6 Fotos von Einwandern in unser Land: von den Hugenotten bis zur aktuellen Flüchtlingsbewegung wird der Bogen geschlagen:

Die Hugenotten 1735

Eine selbstbewusste Roma-Frau – 1929 in die Weimarer Republik gekommen

Ein polnisch-stämmiger Fußballer 1940

Ein italienischer Bergarbeiter 1956 als Gastarbeiter ins Land geholt

Der erste türkisch-stämmige Polizist 1979

Hunderttausende Kriegsflüchtlinge 2015

Darunter der Satz in schwarz-rot-gold gefärbt: Die neuen Deutschen – Geschichte der Einwanderer.Auf dem Boden des Schaukastens die Utensilien, mit denen die Flüchtlinge zu uns kommen: Badelatschen, ein Rucksack und Handies, die einzige Verbindung untereinander und in die Heimat. Einwanderung hat es immer gegeben – und die Einwanderer waren ein Gewinn für das Land. Das will der Schaukasten vermitteln. Werden hier nicht Dinge vermischt und gleichgesetzt, wo sich eine historisch-politische Differenzierung aufdrängt?

Die Hugenotten wurden von Friedrich II. ins Land gerufen, um es zu entwickeln. Es kamen Menschen mit mehr an Bildung und Ausbildung als der große Teil der preußischen Bevölkerung sie hatte. Es gab Land und Arbeit für sie und der Zuzug verlief bestens organisiert und geordnet.

Ähnlich war es auch bei der von der deutschen Wirtschaft und Regierung betriebenen Anwerbung der Gastarbeiter am Ende der 50er Jahre. Das deutsche Wirtschaftswunder brauchte neue Arbeitskräfte. Die Zugezogenen konnten sofort in Arbeitsplätze vermittelt werden und auch Wohnungen standen umgehend zur Verfügung.

Dennoch gab es kulturelle Spannungen, von den Hugenotten wissen wir es nicht mehr so genau. Aber sicherlich hat es Vorurteile und Ängste auch in der damaligen Bevölkerung gegeben, die um Arbeit und Handelsressourcen konkurrierte. Bei den „Gastarbeitern“ erinnern sich die Älteren von uns noch gut an Vorurteile und kulturelle Bedenken. Die Integration ist im wesentlichen gelungen, die südeuropäischen Gastarbeiter haben sich in der 2. Generation vollständig integriert, viele sind auch nach Hause zurückgekehrt. Die Nachfahren türkischer Gastarbeiter sind heute in nahezu allen Berufen zu finden, auch wenn durch das Nachholen von Familienmitgliedern und unterschiedliche Bildungsniveaus immer noch ein soziales Gefälle vorhanden ist.

Einzelpersonen, noch dazu wenn sie sportliche oder kulturelle Höchstleistungen erbracht haben, waren nie ein Problem für die Integration. Integration ist eben auch eine Frage der Anzahl, das ist eine sozialwissenschaftliche Binsenweisheit.

Die aktuelle Flüchtlingsbewegung ist noch jung. Für eine Integrationsprognose ist es zu früh. Trotzdem ist allein die Anzahl und die Dynamik des Flüchtlingsstroms eine ganz neue Herausforderung, die den Vergleich mit früheren geplanten Einwanderungen sprengt. Auch die wirtschaftlichen Rahmendaten sind andere: Es herrscht bereits Vollbeschäftigung und schon bei den Einheimischen besteht das Problem, Menschen mit schlechter Schulbildung in den modernen Arbeitsmarkt zu integrieren. Hinzu kommt die angespannte Wohnungssituation in den Großstädten, wohin es aber die meisten Flüchtlinge zieht. Gerade die Menschen am unteren Rand unseres Sozialstaates befürchten Verteilungskämpfe, in denen sie unterliegen könnten. Viele, wenn nicht die meisten der neuen Einwanderer haben auch bei uns – zumindest in der 1. Generation - keine Perspektive auf Arbeit und eine selbstverantwortete Existenz, von hoffentlich nicht jahrelangen Aufenthalten in Aufnahmelagern ganz zu schweigen. Vielen werden wir in Summe (familiäre und kulturelle Bindungen mit eingerechnet) für Jahre weniger bieten können als ihr Heimatland, die ersten gehen zurück trotz Krieg. Mit den enttäuschten Erwartungen der von mafiösen Schlepperbanden getäuschten Menschen werden wir auch umgehen müssen.

Einfache Lösungen gibt es nicht! Die „Erste“ Welt hat ihren Wohlstand auch und vor allem auf Kosten der Dritten Welt geschaffen. Korrupte Regime und/oder korrupte Strukturen in vielen Entwicklungsländern verhindern, dass die – ohnehin zu geringen - Erlöse aus dem Rohstoffhandel bei den Menschen dort ankommen. Wenn 20 Millionen Menschen auf gepackten Koffern sitzen, muss dem letzten klar werden, dass nur eine grundlegende Veränderung der Weltwirtschaftsordnung, die zu einer nachhaltigen strukturellen Verbesserung der Situation in den Entwicklungsländern führt, zu Lösungen führen kann. Aber wer kann das der Weltwirtschaft klarmachen, die von ihren eigenen Gesetzen gesteuert wird? Und wem gelingt es, die korrupten Regime in der Dritten Welt zu beseitigen? Ich fürchte, es wird ein sehr schmerzhafter Prozess des Erkennens und Wandels werden, für den wir alle einen hohen Preis zahlen werden. Und wir werden viel Geduld brauchen: 20 Jahre dauerte es von den ersten Gastarbeitern bis zur Einstellung des ersten türkischstämmigen Polizisten, auch das zeigt der Schaukasten.

Aber der Schaukasten mit den eindringlichen Fotos einzelner Menschen hat noch eine andere Botschaft, die ebenso wichtig ist:

Es sind einzelne Menschen, Einzelschicksale, die hinter jeder Einwanderungs- und hinter jeder Flüchtlingsbewegung stehen. Das dürfen wir in der Diskussion um Quoten, Grenzschließungen, Überforderung des Staates nicht vergessen. Als Christen berühren uns die Einzelschicksale und wo wir auf einen hilfsbedürftigen Menschen treffen, müssen wir ihm helfen. Da sind wir als Christen gefordert – unabhängig von der Politik, die wir nur begrenzt beeinflussen können.


Maren Topf-Schleuning

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