02/07/2024 0 Kommentare
Unser Schaukasten zum 3. Advent
Unser Schaukasten zum 3. Advent
# Schaukasten
Unser Schaukasten zum 3. Advent
Jetzt haben wir schon die 3. Folge bzw. Variation unseres Adventsschaukastens vor uns. Zwischen den beiden altertümliche Holztüren, diesmal auf silbernem Grund und mit glitzernden Rahmen findet sich jetzt ein Wort von Dietrich Bonhoeffer:
Auf die größten, tiefsten,
zartesten Dinge in der Welt
müssen wir warten,
da geht es nicht im Sturm,
sondern nach den göttlichen Gesetzen
des Keimens und Wachsens und Werdens.
Ich hatte eigentlich vermutet, das Zitat sei aus den Brautbriefen von Dietrich Bonhoeffer, dem bezaubernden und doch nachdenklich-klugen Briefwechsel zwischen Dietrich Bonhoeffer und seiner Verlobten Maria von Wedemayer aus der Zelle im Militärgefängnis Tegel. Damals ahnten beide noch nicht, dass er nie wieder freikommen, sondern sein Engagement gegen Hitler mit dem Tod bezahlen würde.
Aber tatsächlich stammt das Zitat aus einer Adventspredigt, die Bonhoeffer als erst 24jähriger Vikar in der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Barcelona gehalten hat. Der Anfang lautet:
Advent feiern heißt warten können; Warten ist eine Kunst, die unsere ungeduldige Zeit vergessen hat. Sie will die reife Frucht brechen, wenn sie kaum den Sprößling setzte; aber die gierigen Augen werden nur allzu oft betrogen, indem die scheinbar so köstliche Frucht von innen noch grün ist, und respektlose Hände werfen undankbar beiseite, was ihnen so Enttäuschung brachte. Wer nicht die herbe Seligkeit des Wartens, das heißt des Entbehrens in Hoffnung, kennt, der wird nie den ganzen Segen der Erfüllung erfahren.
Wer nicht weiß, wie es einem zumute ist, der bange ringt mit den tiefsten Fragen des Lebens, seines Lebens, und wartend, sehnend ausschaut bis sich die Wahrheit ihm entschleiert, der kann sich nichts von der Herrlichkeit dieses Augenblicks, in dem die Klarheit aufleuchtet träumen, und wer nicht um die Freundschaft, um die Liebe eines anderen werben will, wartend seine Seele aufschließt der Seele des anderen, bis sie kommt, bis sie Einzug hält, dem bleibt der tiefste Segen eines Lebens zweier Seelen ineinander für ewig verborgen.
Er vergleicht das Warten auf Gott, auf die Erkenntnis des Glaubens mit einer Liebesbeziehung zwischen Menschen. Beides will errungen sein, und zwar nicht durch Kampf und Sturm sondern behutsam mit Geduld, durch leises sich vortasten und immer wieder warten, bis es soweit ist. Nur wer durch dieses Bangen und Hoffen, durch Sehnsucht und Entbehrung hindurchgegangen ist, kann die Beziehung zu einem geliebten Menschen und ebenso die Beziehung zu Gott wirklich schätzen und deren tiefe Erfüllung erfassen und erleben. Und dazu ist es erforderlich, wartend die Seele aufzuschließen, damit der andere bzw. Gott hinein kann.
Und damit sind wir wieder beim Leitmotiv dieses Adventskastens, den geöffneten Türen der Seele oder der Herzens, wie man früher sagte. Auch für Gott müssen wir uns öffnen, gerade im Advent, damit die wirkliche große Freude an Weihnachten einziehen kann. Auch wenn uns das in diesem Jahr besonders schwerfällt, das Warten nicht von Vorfreude, sondern von bedrückenden Umständen, auch von Leid geprägt ist. Sehnsucht und Entbehrung gibt es gerade im Übermaß. Aber auch das ist Advent, vielleicht sogar gerade das. Aber bei jedem Liebenden bleibt die Hoffnung bestimmend und bei jedem, der Gott sucht, auch.
Für das Schaukastenteam Maren Topf-Schleuning
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