Der neue Schaukasten ist wieder bunt, passend zum kommenden Frühling. Aber er zeigt nicht etwa Blumen, sondern bunte Schuhe. Besser gesagt einen Pappkarton mit Kalenderblättern beklebt, die 4 x 24 also insgesamt 96 knallbunte und höchst verschiedene Schuhe oder Schuhpaare zeigen. Da gibt es Stiefel, Stiefelletten, Pumps, Sandalen, Trotter, Mokassins; flache Schuhe, Highheels, Blockabsätze; einfarbige, bunte, die schrillsten Modelle…..und daneben liegen in ein Paar ausgetretene Sandalen und ein Paar etwas abgenutzter Laufschuhe - alles auf einem grasgrünen Tuch. Textliche Hinweise fehlen dieses Mal. Der Schaukasten ist sozusagen „Ohne Worte“. 

Umso mehr können wir unsere  Phantasie schweifen lassen.

Erstens: Hier wird Bescheidenheit inszeniert, gegen den Konsumterror gewettert, dem einfachen Leben gefrönt. Hier wird daran erinnert, dass es auch mit weniger geht, dass weniger oft mehr ist, dass wir uns im Konsum verlieren können.

Zweitens: Es könnte sich um ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit handeln, zum Schutz von Ressourcen; von Leder von Co2 produzierenden Kühen und von  Kunststoff, der aus nicht regenerativen Energien gewonnen wird.

Drittens: Vielleicht soll uns der Schaukasten darüber hinwegtrösten, dass wir derzeit nicht shoppen gehen können. Was soll es denn, der Schrank ist doch ohnehin voll genug mit diversen Schuhmodellen. Die können wir ja mal auftragen, spart Zeit und Geld. Noch ein Paar Schuhe macht uns auch nicht glücklicher.

Viertens: Vielleicht ist es ja auch ein Aufschrei der  Corona-Müdigkeit: Endlich wieder shoppen gehen, endlich wieder Freude am Leben, raus aus der Tristesse. „Wer sagt, man könne ein kleines Glück nicht kaufen, der hat keine Ahnung vom Shoppen“, steht im Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts am Zeltinger Platz.  Es gibt auch Schuhe dort!  Viele Frauen haben einen regelrechten Schuhtick.

Schuhe symbolisieren so viel: sie schützen uns gegen alle möglichen Wetter, sie passen sich den unterschiedlichsten Situationen an, sie lassen uns in unterschiedliche Rollen schlüpfen, sie tragen uns fort. Selbst Frauen, die nicht so besonders modebewusst sind, lieben es, sich durch verschiedene Schuhe auszudrücken. Was ist daran verwerflich? Darf es nicht auch ein bisschen Lebensfreude sein als Christin? Muss es immer grau in grau und in alten ausgelatschten Schuhen sein? Können wir nicht gerade in diesen Zeiten Lebensfreude zeigen und andere damit aufmuntern?

Ja, wir dürfen Lebensfreude zeigen und andere damit anstecken. Wir dürfen uns an Gottes Schöpfung freuen und daran, wie gut er es mit uns meint. Auch in bunten, neuen Schuhen. Wenn wir darüber nicht vergessen,

…. dass es auch andere gibt, die sich keine neuen Schuhe leisten können und unsere Hilfe brauchen,
…. dass die Ressourcen unserer Erde endlich sind,
…. dass es letztlich darauf nicht ankommt, in welchen Schuhen wir stecken, sondern wie es in unseren Herzen aussieht,
…. dass wir auch ohne neue Schuhe fröhlich und zufrieden sein können.

Dann dürfen wir uns auch an bunten neuen Schuhen freuen -  es müssen ja nicht gleich 24 Paare sein -  und andere mit unserer Lebensfreude anstecken.

Einen schönen und baldigen Frühling wünscht für das Schaukastenteam                    Maren Topf-Schleuning