02/07/2024 0 Kommentare
Corona-Exkurs der Kirchenmusik mit YouTube-Video
Corona-Exkurs der Kirchenmusik mit YouTube-Video
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Corona-Exkurs der Kirchenmusik mit YouTube-Video
Mal was anderes
Der Corona-Exkurs im Arbeitsfeld des Kantors
Ja, es gab diese zwei, drei Tage der erzwungenen Verlangsamung und unverhofften Muße, nachdem das „Jerusalem“-Oratorium verschoben worden war und damit all die intensiven Sonder- und Endproben, die Podestaufbauten und die mentale Belastung im Umfeld solch eines Großereignisses plötzlich wegfielen.
Doch ungebeten, wie eine Naturgewalt, sprossen auf einmal an allen Ecken und Enden neue Ideen und Möglichkeiten hervor. Es war wie frischer blühender (auch wuchernder) Löwenzahn auf einem plötzlich nicht mehr benutzten, doch sonst dauernd gemähten, Fußballfeld. Im Grunde gab es, wie sonst auch, drei Hauptgattungen auf diesem Feld: Das Orgelspiel, das gemeinsame Musizieren und das soziale und geistliche Zusammenhalten unter den vielen musikbegeisterten Menschen, die sich sonst unter unserem Kirchendach versammeln.
Orgel und Co.
Finanziell verschafften uns die Konzertabsagen etwas Spielraum, und nun gab es reichlich die sonst manchmal fehlende Stille im Haus. Ein Glück, dass der Tonmeister Rudolf Preckwinkel, im Hauptberuf Sänger im RIAS Kammerchor, nun auch Zeit hatte! Also haben wir, gleich zu Beginn, am 16. März, entschieden, dass wir vom 15.-19. April erstmals eine professionelle Präsentations-CD unserer Orgel und der anderen Tasteninstrumente in der Johanneskirche aufnehmen würden. Daraufhin begann ein wochenlanges intensives Studieren und Üben, wurden Orgelbauer und Klavierstimmerin aktiviert und zügig das Programm festgeklopft. Dies alles ist nun geschehen. Alles ist im Kasten, und die CD unter dem Titel „Veni creator“ kann im Herbst erscheinen. Claudia Bartkowski spielt die Truhenorgel, Johanne von Harsdorf den Albert-Schweitzer-Flügel und Jörg Walter die große Orgel und das Harmonium.
Daneben entstanden über vierzig kurze Ton- und Videoaufnahmen an der Orgel und am häuslichen Harmonium. Für die Orgelschüler, für die Chor- und Orchestermitglieder und auch für die verschiedenen Veröffentlichungen auf der Gemeindewebsite. So wurden häusliches Arbeitszimmer und Empore zu veritablen Drehorten.
Chorsingen von zu Hause
Nachdem über die elektronischen Kanäle ständig Videos zirkulierten, in denen professionelle Spitzenensembles virtuell zusammen musizieren, kam auch bei uns immer stärker der Wunsch auf, so etwas auch mit den Frohnauer Amateur-Ensembles zu bewerkstelligen. Es wurde daraus dann tatsächlich ein kleiner Film, an dem 90 Singende und Spielende beteiligt waren. Jeder Einzelne hat seinen Part zu Hause geübt und eingespielt (synchron zu einer für alle maßgeblichen Klavier-Leitstimme). Und zusammen haben alle diese so schöne und geistlich stärkende Kantate „Verleih uns Frieden“ von Felix Mendelssohn Bartholdy „aufgeführt“. Hier können Sie das Ergebnis erleben:
Die größte Leistung bei diesem Unterfangen hat unser Chormitglied Jörg Elliesen abgeliefert, der all diese Bild- und Tonspuren, also riesige Datenmengen, bearbeitet und zusammengefügt hat. Ihm gebührt unser aller Dank dafür. Dieses Werk war ein Trost für alle Beteiligten und soll auch denen guttun, die es hören und sehen. Nun sind wir – Vorfreude ist die schönste Freude – fest entschlossen, bei der ersten Gelegenheit nach dem Überstehen dieser Krise die Kantate endlich auch alle zusammen live in einem Dank-Gottesdienst in der Kirche zu musizieren.
Der Mailverteiler und das „Wort zum Sonntag“
Der Mailverteiler blieb in der Corona-Zeit eines der wenigen effektiven Kommunikationsmittel und wuchs in seiner Bedeutung über das ursprünglich rein Organisatorische hinaus. Unmöglich, die darin gespeicherten über 250 Personen alle reihum anzurufen oder gar zu treffen. Aber seit dem Sonntag Lätare, drei Wochen vor Ostern, gibt es jeden Sonntagmorgen zur Gottesdienstzeit einen Rundbrief an alle Chor- und Orchestermitglieder. Darin aktuelle Informationen, auch zum Kirchenjahr, ein paar eigens eingespielte Musik-Stückchen zum aktuellen Wochenlied und wechselnde Fürbitt-Anliegen für die Menschen, die weniger privilegiert sind.
Auf diese Briefchen gab es ein erstaunliches Echo. Und es zeigte sich ein starkes Bedürfnis nach praktischem und geistlichem Zusammenhalt und gemeinsamer Andacht, das weit über das reine Zusammen-Musizieren-Wollen hinausgeht. So wurden füreinander Masken genäht, Einladungen ausgesprochen und entstanden Berichte mit weiteren Fürbitt-Anliegen, direkt aus den Ensembles. Denn unter den Mitgliedern sind ja einige, die, etwa als Lehrerin, Jugendamtsmitarbeiterin oder Extremismusbekämpferin arbeiten oder auch sonst gut Bescheid wissen, z.B. als Mutter eines jungen Freiwilligen, der ausgerechnet in der Krise seinen so nötigen Hilfsdienst in einem südafrikanischen Township abbrechen musste.
Zwischenfazit
Vieles an dieser Zeit war, trotz der Herausforderungen, unerwartet bereichernd, lehrreich und schön. Ich blicke, zusammen mit den Chor- und Orchestermitgliedern, überwiegend voll Dankbarkeit darauf zurück. Nun wächst die Zuversicht für einen Weg zurück, der ja auch wieder einer nach vorne sein wird.
J. Walter
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