Nicht dienen lassen, sondern dienen: Gedanken zum Wochenspruch

Nicht dienen lassen, sondern dienen: Gedanken zum Wochenspruch

Nicht dienen lassen, sondern dienen: Gedanken zum Wochenspruch

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Nicht dienen lassen, sondern dienen: Gedanken zum Wochenspruch

„Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Lösegeld für viele.“ 
(Matthäus 20, 28)

Der Vers steht in einem breiteren Kontext. Die Mutter von Jakobus und Johannes kommt zu Jesus und bittet darum, dass ihre Söhne zu seiner Rechten und zu seiner Linken in seinem kommenden Reich sitzen und mitregieren dürfen. Die anderen zehn Jünger werden wütend auf diese beiden Brüder. Jesus antwortet, was wahre Nachfolge bedeutet. So sagt er: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Lösegeld für viele.“

Der Titel „Menschensohn“, den Jesus für sich selbst verwendet, zeigt hier, wie er sich auf seinem Weg mit uns als Menschen identifiziert. Er wird als Mensch geboren von Maria. Als Mensch kennt Jesus Gefühle des Glücks, der Freude, der Liebe, der Trauer, der Einsamkeit, der Frustration, der Versuchung und des Leiden und des Schmerz - das alles gehört zum menschlichen Leben.

Der Titel „Menschensohn“ trägt vor allem Obertöne des Leidens. Und Jesus benutzte ihn regelmäßig, wenn er von seinem Leiden und Tod sprach. Als Mensch kann er in unserem Leiden mit uns leiden (Hebr 4,15). Und er leidet nicht nur mit uns, sondern er gibt auch sein Leben für uns hin (Röm 8,3). In seiner Rede an die Jünger zur Nachfolge, mit er Jakobus und Johannes antwortet, weist er auf seine Hingabe des Lebens hin. Denn er sagt, dass er sein Leben als „Lösegeld“ geben werde für die Menschen.

Das griechische Wort für Lösegelt heißt Lytron. Es bezeichnet eine Zahlung für jemanden, der aus der Sklaverei losgekauft wird. Als Menschensohn ist Jesus ein solches „Lösegeld“. In diesem Sinne ist das ganze Leben Jesu ein Dienst. Jesu Geburt war ein Dienst, sein Leben war ein Dienst und sein Sterben ist ein Dienst - Ein lösender Dienst für die Freiheit.

Das Wort Diener - Minister wird in der griechischen Bibel auch für den Dienst an der Stiftshütte verwendet, in der Priester Gott kontinuierlich und täglich dienen. Täglich. Ebenso sollen wir als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu in unserer Natur sein, täglich nicht „sich dienen lassen, sondern dienen“.

Was bedeutet das für unsere Tage? Wenn wir uns die gegenwärtige Pandemie ansehen, sehen wir: Die Welt ist mit Angst erfasst; Viele Menschen leben in einer Paniksituation. Viele Länder haben diese Zeit als Notfall deklariert, einige sind streng gesperrt – so auch meine Heimat. In dieser Zeit der Angst steht die Hoffnung auf dem Spiel.

Wie können wir jetzt den Menschen dienen? Viele sagen, dass unser Dienst darin besteht Distanz zu halten. Aber ich möchte doch fragen, ob wir als Nachfolgerinnen und Nachfolger Christi den Menschen in dieser schrecklichen Situation wirklich dienen können, wenn wir gleichzeitig unsere soziale Distanz wahren sollen. Das ist doch eine große Herausforderung. Es ist sehr herausfordernd für uns durch das Gegenteil dessen, was wir für Dienst halten, nämlich bei den Nöten des anderen zu sein, jetzt den Menschen zu dienen.

Lassen Sie uns über diesen Bibeltext in dieser Zeit, in der wir zu Hause sind, nachdenken und meditieren und die verschiedenen Möglichkeiten finden, wie wir anderen Menschen dennoch dienen können, vielleicht durch einen Anruf, ein gutes Wort über den Zaun oder ähnliches.

Möge Gott uns während dieser Pandemie beschützen und uns die Natur des Dienstes geben, um den Menschen zu dienen.

Amen.

Anup Indwar

Aus der indischen Gossner Kirche zur Berliner Kirchengemeinde Frohnau: Anup Indwar ist als Süd-Nord-Freiwilliger über das sogenannte Weltwärts-Programm in Deutschland und seit September in unserer Frohnauer Gemeinde.

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